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Finden statt suchen

Suchen?
Kann es sein, dass sich allzu viele Zeitgenossen das Suchen als Auftrag und Aufgabe verordnen (lassen) und damit rastlos ihr Leben verbringen? Mit dem Suchen nach Selbstverwirklichung und Anerkennung, nach dem richtigen Partner oder Job und Status, nach dem richtigen Geschäftsmodell, nach Sicherheit und Gerechtigkeit, nach „Sinn“ und dem erfüllten Leben? Sie suchen nach dem Guten, Wahren und Schönen, weil sie überzeugt sind, dass es das tatsächlich irgendwo real gibt. Sie suchen „Entschleunigung“ und beschleunigen dazu ihre Suche, werden krank, haben Stress. Sie postulieren das Soll und suchen dann das Sein dazu. Und wenn sie nicht fündig werden, dann erfinden sie Märchen und Schuldige, statt am Soll, am eigenen Anspruch und Dogma zu zweifeln.

AHA will finden!
Jetzt müssen wir uns Schritt für Schritt den Unterschied zwischen Suchen und Finden erarbeiten. Dabei kann der Begriff „Serendipity“ helfen. Was ist das?

Vom Glück des Findens
„Der Begriff Serendipität (englisch serendipity), gelegentlich auch Serendipity-Prinzip oder Serendipitätsprinzip, bezeichnet eine zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue und überraschende Entdeckung erweist. … Serendipität betont eine darüberhinausgehende Untersuchungstätigkeit, eine intelligente Schlussfolgerung oder Findigkeit.“ (Wikipedia, Stand 21.09.2021).
„nicht gesucht“, „überraschend“ und „intelligente Schlussfolgerung“, das sind hier die Schlüsselbegriffe. Ist Serendipity das Finden ohne Suchen? Und wenn ja, dann wollen wir wissen, was das mit AHA zu tun hat.

Suchen, Finden … der Unterschied
Stellen wir uns ein Experiment vor: Wir sagen einer Gruppe von Versuchspersonen „Jetzt sucht mal alle!“. Wir werden fragende Blicke ernten. WAS denn? Na, irgendwas eben. Das geht nicht, man muss beim Suchen schon wissen, WAS man suchen will. Ostereier zum Beispiel. Und WIE man suchen soll, mit welchen Mitteln und Werkzeugen. Mit unseren fünf Sinnen? Mit der Lupe? Mit der Wünschelrute? Oder mit dem Geigerzähler?

Der Sucher kann also erst dann mit seiner Sucharbeit beginnen, wenn die Bedingungen und Mittel geklärt sind. Suchen ohne Systematik ins Blaue hinaus erscheint uns eher fragwürdig. Denn wir können nur das finden, was wir durch unsere Methodik und die Werkzeuge für das Suchen vorbereitet haben, ähnlich wie bei der Versuchsanordnung im wissenschaftlichen Experiment! Art und Qualität der Suche bestimmen also den Erfolg des Findens.

Vom Zufall des Findens
Finden kann das Ergebnis einer Suche sein, muss es jedoch nicht. Wenn ich auf dem Supermarkt-Parkplatz ein fremdes Schlüsselbund finde, dann habe ich danach nicht gesucht. Durch Zufall bin ausgerechnet ich es, der dieses Schlüsselbund entdeckt.
Die 3M-Forscher, die jenen Kleber für unsere Haftnotiz-Zettel, die „Post-It“, gefunden haben, suchten alles andere, nur nicht solch einen Schwachkleber, es war ein Serendipity-Fund, beiläufig, ein Kollateralereignis. Aus dem Ereignis kann dann ein Nutzen werden. Kann, muss nicht. 3M hat mit diesem Misserfolgskleber ein Millionengeschäft generiert!

Den Fund nutzen
Der Finder ist vorbereitet: „Der Zufall trifft nur einen vorbereiteten Geist“, sagte Louis Pasteur. Vorbereitung bedeutet: Wir sind fähig und bereit, ein überraschendes, zufälliges Ereignis überhaupt als Nutzenchance wahrzunehmen und willkommen zu heißen, um dann – vielleicht – eine intelligente Schlussfolgerung ziehen zu können.
Finder finden überall, vor allem draußen, außerhalb von Echoblasen. Finder brauchen kein System, sie lassen das Finden einfach zu. Das Finden ist weder Auftrag noch Aufgabe, es passiert einfach, ohne Ressourcen-Einsatz.
Der Finder-Typ wehrt den Fund nicht als marginal, irrelevant oder gar als beängstigend ab. Er entsorgt ihn nicht in irgendeinem Schadstoffbehälter für Fehler oder für moralisch Falsches, er lässt den Fund bedingungslos und angstfrei zu, weil er in jedem Fund zunächst den Sinnüberschuss und eine Anreicherung des Chancen-Raums sieht.
Der Finder entscheidet: Dieser Fund kann wertvoll und nützlich sein. Und er macht sich unmittelbar an das Begreifen der Finde-Impulse: Bewerten, Verwerfen und Verwerten. Das könnte Pasteur mit seinem „vorbereiteten Geist“ gemeint haben. Goethe sah es ähnlich: „Du gleichst dem Geist, den Du begreifst.“, sagt Mephisto zu Dr. Faustus. Je mehr wir also „begreifen“, desto reicher, auch im Sinne von vielfältiger, entwickelt sich die geistige Kraft und damit die Kompetenz, in Gefundenem Auswertbares und Gestaltbares zu erkennen.

Chancen liegen lassen?
Der Sucher-Typ stellt seine Fallen auf, um genau und nur das zu finden, was in sein Filtersystem passt. Er sucht im festgelegten Rahmen und Raum, in der schützend-isolierenden Blase. Sein Netz fängt nur die Fische, die nicht durch die vorgegebene Maschenweite entweichen können. In seinem Meer gibt es also keine kleinen Fische.

Wenn im Rahmen dieser Versuchsanordnung nichts „Positives“ gefunden wurde, sucht er weiter. Er lässt vor lauter Suchen Überraschungsereignisse des Findens links liegen. Er gibt sich mit seinem Suchen einer zeit- und ressourcenzehrende Beschäftigung des Bewussten hin, die volle Konzentration erfordert und dazu viele Impulse von außen ausblenden muss. Die Hirnbereiche, die zum bewussten Denken beschäftigt werden, sind nicht Multitasking-fähig, und sie sind langsam.

Überraschendes fällt von jedem Baum
Bei AHA behaupten wir: Überraschendes, Chancenreiches, Wertvolles fällt von jedem Baum.
Wir müssen nur zu diesen Bäumen gehen. Das passiert auf den AHA-Reisen zur Philosophie, zur Kunst, zur Bewegung.
Unsere Gäste gehen als Finder nach Haus. Und wenn sie auf einen Sucher treffen, dann können sie ihn fragen: „Suchst Du noch oder findest Du schon?“.